Bad Wilsnack

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Bad WilsnackKein geringerer als Martin Luther forderte in seiner Schrift „An den christlichen Adel Deutscher Nation“, dass die große mittelalterliche Wallfahrtskirche in Wilsnack „bis auf den Grund zerstöret“ werden solle.

1383 war das Dorf Wilsnack niedergebrannt worden. In der Ruine der Kirche fand der Pfarrer Hostien mit roten Flecken, die man für Blut hielt. Nach heutigem Wissensstand handelte es sich wohl um den so genannten Hostienpilz (Bacterium Prodigiosum oder Serratia Marcescens), eine Mikrobe, die auf stärkehaltigen Lebensmitteln gedeiht und eine intensive Rotfärbung zeigt. Damals aber gab dieses „Wunderblut“ den sich nach Glaubensbeweisen sehnenden Menschen den Anstoß für eine Wallfahrtstradition, die sich – obwohl auch katholische Theologen wie Kardinal Nikolaus von Kues dagegen Stellung bezogen – zeitweilig mit Santiago de Compostela messen konnte. Im Zuge der Reformation wurden die Hostien 1552 verbrannt, die prächtige neue Wallfahrtskirche aber blieb erhalten.

 

Katholische Kapelle in Bad Wilsnack

Schon Missionsvikar Eduard Müller soll in Bad Wilsnack 1853 wieder mit etwa 100 Katholiken die Hl. Messe gehalten haben. Später baten Kurgäste des Moorbades um die Einrichtung einer Kapelle. Um 1935 führte eine Gemeinschaft von katholischen Krankenschwestern kurzzeitig ein Altersheim mit gelegentlichem Gottesdienst. Aber erst seit 1946 wurde wieder regelmäßig in Bad Wilsnack die Eucharistie gefeiert, als sich infolge der Vertreibungen Katholiken in größerer Anzahl in der Umgebung ansiedelten. Erster Seelsorger war Karl Joseph Hawlitzky (1946-52). Am 8.12.1946 wurde auf dem Grundstück Am Ziegelberg 8 eine aus einem Schafstall umgebaute Kapelle eingeweiht. Die zum 1.9.1947 gegründete seelsorglich selbständige Kuratie zählte 1953 unter dem Patronat „Herz Mariä“ 1100 Katholiken. Letzter Priester am Ort war Heinz August (1962-70). Zeitweilig war die Seelsorge nun den Havelberger und Wittenberger Priestern mit übertragen. Seit 1998 ist der Perleberger Pfarrer für die heute 150 Katholiken zuständig, vermögens­rechtlich gehört die Gemeinde allerdings zur Mutterpfarrei Wittenberge.

Gottesdienstraum im ehemaligen Pfarrhaus

 

Die Kapelle wurde 1996 aufgegeben, die Glocke dem Jugendhaus in Alt-Buchhorst überlassen. Mariendarstellung und Kreuzweg, geschaffen von Hildegard Hendrichs, sowie die Sauer-Kleinstorgel von 1979 wurden in einen Gottesdienstraum übernommen, der am 2.2.1995 in dem bereits 1952 erworbenen Pfarrhaus in der Zimmerstraße eingeweiht wurde. Hier wohnt nun eine Gemeindereferentin. In der heute evangelischen „Wunderblutkirche“ hatte 1966 übrigens Bischof Alfred Bengsch anlässlich eines Dekanatstages vormittags die Hl. Messe und nachmittags einen ökumenischen Gottesdienst gefeiert.